Time out nötig: Denken Sie in Wut nicht laut über eine Kündigung nach, sondern suchen Sie für den Moment das Weite.
Vorsicht vor unüberlegtem Handeln:
Überlassen Sie die Karriere nicht dem Wechselbad Ihrer Gefühle. Es gibt gute Gründe, den Job noch NICHT zu wechseln und vorerst andere Auswege zu suchen oder Lösungswege einzuschlagen.
«Ich gehe», denken Sie sich insgeheim, «sollen die zusehen, wo sie ohne mich bleiben!» - Achtung, gelbe Lampe! ... «Ich kündige», rufen Sie bei einem hitzigen Meeting in den Raum. - Achtung, rote Lampe! ... «Ich suche mir einen neuen Job», sagen Sie zu Ihrem Manager, als er wieder mal Unmögliches von Ihnen will. - Autsch, das war zu viel ... Jetzt können Sie im besten Fall nur noch zusehen, dass Sie beim Kündigen wirklich der Schnellere sind.
Damit sich das Blatt nicht gegen Sie wendet, beachten Sie folgende Punkte:
Denken Sie im Zorn oder in den Emotionen nicht gleich an die Auflösung Ihres Arbeitsverhältnisses.
Reden Sie im emotional aufgewühlten Zustand höchstens privat über Ihr Anstellungsverhältnis.
Drohen Sie niemandem mit Ihrem Abgang.
Denn: Sie sitzen meist am kürzeren Hebel. Das heisst nicht, dass Sie nicht über eine Kündigung nachdenken sollen, aber nie in Rage oder Wut, im Frust oder nach einer Enttäuschung.
Hier meine Checkliste: Kündigen Sie nicht, wenn...
... der Chef gerade wieder mal nervt: Analysieren Sie die Beziehung besser in Ruhe: Wie oft klappt es gut, welche Wertschätzung geniessen Sie? Was können Sie bekommen, was müssen Sie dafür geben? Wenns für Sie nicht stimmt, nehmen Sie das Heft in die Hand und versuchen Sie, an Verbesserungen zu arbeiten. Vielleicht nervt sich Ihr Chef genauso oft über Sie wie umgekehrt?
=> Möglicher Ausweg: Vielleicht können Sie sich innerhalb der Firma verändern und so Ihr Problem lösen? Wenn alle guten Bemühungen nichts nützen, versuchen Sie auf keinen Fall am Stuhl Ihres Vorgesetzten zu sägen! Suchen Sie das Gespräch mit der Personalabteilung. Bei ernsthaften, unlösbaren Konflikten halten Sie den Ball flach und begeben sich diskret auf Stellensuche.
... die Kollegen unendlich gemein sind: Sie werden immer wieder mal nervige Kollegen haben, eine Teamdynamik ist wechselhaft: Mal kommt ein angenehmer Kollege dazu, dann stimmts wieder. Mal kündigt eine Nervensäge, dann geht's auch wieder besser. Oder das Team wird umgestellt und alles verschiebt sich.
=> Möglicher Ausweg: Analysieren Sie Ihr eigenes Verhalten im Team. Es gibt bestimmt Dinge, die Sie besser machen können. Schauen Sie sich die Dynamik über einen längeren Zeitraum an, meistens sind es nur temporäre Spitzen, an denen man leidet. Verhalten Sie sich neutral. Hüten Sie sich vor der Opferrolle! Sprechen Sie mit dem Vorgesetzten darüber.
... Sie weniger Bonus bekommen haben als erwartet: Bonuszahlungen sind in den meisten Schweizer Betrieben mittlerweile ein fester Lohnanteil. Die Höhe ist neben dem Betriebsergebnis oft stark an Ihre persönliche Performance gebunden. Das heisst nicht, dass Sie nach harter Arbeit auch immer alle Früchte ernten können. Es gibt viele persönliche und politische Blickpunkte, die Bonuszahlungen höher oder tiefer ausfallen lassen.
=> Möglicher Ausweg: Nehmen Sie eine pragmatische Haltung ein. Grämen Sie sich nicht zu lange, wenn‘s mal nicht stimmt. Verstehen Sie die Bonuszahlung als variablen Anteil im wahrsten Sinn des Wortes. Fühlen Sie sich nicht persönlich gekränkt, sollte die Einschätzung von Vorgesetzen und Geschäftsleitung nicht mit Ihrer eigenen übereinstimmen. Geben Sie weiterhin Gas und machen Sie Ihre Arbeit mit Freude.
... Sie nicht die gewünschte Position angeboten bekommen: Es ist ein Irrtum zu glauben, dass gute Arbeit und Ergebnisse in Ihrer aktuellen Rolle Sie automatisch für den nächsten Karriereschritt qualifizieren und nach oben spülen. Die Vergabe von leitenden Funktionen ist ein politischer und meist heikler Prozess, der oft von der Einschätzung weniger Stakeholder abhängt. Wenn Sie Glück haben, sind Sie dabei. Manchmal wird aber nicht der Beste gewählt, sondern derjenige, der noch bei niemandem angeeckt ist.
=> Möglicher Ausweg: Wenn Sie ihre Position verändern wollen, checken Sie interne und externe Optionen gleichzeitig.
...Sie Angst vor anstehenden Veränderungen haben: «Vorsorglich mal weg von hier, denn es kommt nix Gutes!» Das denken sich manche Arbeitnehmer im Vorfeld von Mergers, Spin-offs oder anderen Business Transformations. Es ist ein Unterschied, ob Sie einen schlechten Geschäftsgang antizipieren oder generell Veränderungen als Bedrohung empfinden. Bedenken Sie: Sie werden überall und immer wieder mit Veränderungen konfrontiert sein - man kann dies auch als positive Herausforderung werten.
=> Möglicher Ausweg: Gehen Sie aktiv auf Veränderungen zu, beteiligen Sie sich am Prozess. So bleiben Sie involviert und haben die beste Übersicht über Veränderungen in Ihrer Abteilung oder Position. Lassen Sie zu, dass sich die Dinge erst einmal entwickeln und entscheiden Sie bei entsprechender Faktenlage.
Wenn Sie ernsthaft einen Stellenwechsel erwägen, listen Sie Pro und Kontra Ihrer aktuellen Stelle in aller Ruhe auf und analysieren Sie diese. Tipps für eine tiefer gehende Werteanalyse lesen Sie bald an dieser Stelle.