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B wie Bewerben
28.09.2020

Stelleninserate: Lies zwischen den Zeilen

Nicht nur Arbeitszeugnisse werden mit versteckten Botschaften gespickt, auch Stelleninserate können sich als Mogelpackungen entpuppen. Längst haben wir gelernt, in Arbeitszeugnissen die feinen Details im Sprachgebrauch zu prüfen und so die Geheimbotschaften aufzuspüren.

28.09.2020

Stelleninserate: Lies zwischen den Zeilen

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Interpretieren Sie versteckte Formulierungen

Nicht nur Arbeitszeugnisse werden mit versteckten Botschaften gespickt, auch Stelleninserate können sich als Mogelpackungen entpuppen. Längst haben wir gelernt, in Arbeitszeugnissen die feinen Details im Sprachgebrauch zu prüfen und so die Geheimbotschaften aufzuspüren. Pikanterweise finden sich solche Finten auch in Stelleninseraten. Darum sollten Stellensuchende die Formulierungen in den ausgeschriebenen Inseraten einer gründlichen Prüfung unterziehen.

Stellenanzeigen sind die Visitenkarte eines Arbeitgebers. Im Idealfall spiegeln Sie, was für den Job und das Unternehmen spricht und geben Einblicke in den späteren Berufsalltag. Zwar bleibt es jedem Arbeitgeber selbst überlassen, wie er seine Stellenanzeige formuliert, ein paar wesentliche Information gehören aber immer dazu. In der Regel orientiert sich der Aufbau einer Stellenanzeige an der Faustregel: Wer wir sind… Wen wir suchen… Was wir bieten… Wie Sie sich bewerben…Schon daran, wie viel Mühe sich das Unternehmen gemacht hat, all diese Informationen verständlich zu formulieren, verrät viel über die Unternehmenskultur. So ergeben dann auch all diese Indizien einen Gesamteindruck, den Sie auf sich wirken lassen sollten.

Was bedeutet das nun für uns in der Personalvermittlung? Es ist ja eine unserer Leistungen, ansprechende Inserattexte zu verfassen. In den Weiterbildungskursen, die ich hierfür besucht habe, wurde natürlich auch die eine oder andere illustre Formulierung aufs Korn genommen. Wir sind gewarnt! Dennoch sind wir nicht davor gefeit, uns gelegentlich der einen oder anderen Floskel zu bedienen.

Dass man damit auch mal gründlich missverstanden werden kann, zeigt dieser Fall: Kürzlich hatten wir einem interessierten Kandidaten eine Position als Projektleiter vorgestellt – und zwar mit „lateraler Führungsverantwortung“...

Die Antwort des Empfängers möchte ich Ihnen nicht vorenthalten.

Dieser schrieb in seiner E-Mail an uns: „Ich musste jetzt ehrlich gesagt erst mal im Duden nachschauen, was lateral überhaupt bedeutet (Duden: seitlich, die Seite betreffend, von der Seite ausgehend). Um offen zu sein: ich habe die letzten Jahre so meine Erfahrungen mit Personalberatern gemacht – der Ausdruck ‚laterale Führungsposition’ rundet diese Erfahrung jetzt noch ab. Ich habe nicht vor, mich beruflich zu verschlechtern und die angebotene Stelle ist nüchtern betrachtet ein karrieretechnischer Rückschritt.“

Baff! Das sass! Wir mussten laut lachen. Der Kandidat fand den Begriff „laterale Führungsposition“ so schräg ausgewählt, dass er dachte, wir wollten ihn auf den Arm nehmen. Für ihn war klar: Diese listigen Personalberater wollen ihm was aufschwatzen, ihn gar abwerten.

Mitnichten! Er war lediglich über eine – ich gestehe es ein – schwache Formulierung gestolpert. Die Arbeitsstelle indes hätte für den Kandidaten eine berufliche Verbesserung gebracht und wäre mit einer markanten Lohnsteigerung einhergegangen. Fazit? Wir feilen noch sorgfältiger an den Inseraten. Der wirkliche Umfang einer Stelle lässt sich indes beim besten Willen nicht immer in einige Zeilen fassen.

Bei Zweifeln lohnt es sich daher, nachzufragen und miteinander zu reden. Schauen Sie lieber zweimal hin, als dass Sie eine potentielle Stelle zu früh fallen lassen. Ähnlich halte ich es auch bei den Arbeitszeugnissen und den Personen die dahinter stehen.