Eigentlich zählt ja nur der CV für die Bewerbung. Und doch gehört noch ein persönliches Briefchen dazu. Der «Letter of Motivation» oder zu Deutsch: das Anschreiben. Mit ihm kann, ja muss man zusätzlich punkten. Was mir bei den Anschreiben generell auffällt, ist:
- Sie sind meist zu lang.
- Sie enthalten Textelemente, die in den Lebenslauf gehören.
- Sie wimmeln von Floskeln, die auf die spezifische Bewerbung nicht immer zutreffen.
Achtung: Bedenken Sie, dass heutzutage viele CVs maschinell ausgelesen werden. Mittels IT-Werkzeugen werden die Lebensläufe mit einer Checkliste von Stichworten abgeglichen.
Für ein schlagkräftiges Anschreiben beachten Sie folgende Regeln
- Alles am richtigen Ort: Relevante Informationen zu Erfahrungen und technischen Fähigkeiten dürfen nicht ausschliesslich im Anschreiben erwähnt werden. Sie könnten sonst in der maschinellen Erfassung untergehen.
- Formalitäten aufführen: Führen Sie Empfänger, Datum, Anredeform etc. korrekt auf.
- Knapp und clever: Packen Sie keine Detailinformationen ins Anschreiben. Das ist ein häufiger Fehler deutschsprachiger Kandidaten, die ihren CV auf ein Minimum kürzen und das Anschreiben mit gestelzten Schachtelsätzen ausfüllen – zu zeitaufwändig für den Empfänger!
- Motivation kurz und bündig: Das Anschreiben sollte Ihre Motivation und die eine oder andere persönliche Information erhalten. Drei bis fünf Sätze müssen reichen! Beantworten Sie unbedingt, warum die Stelle für Sie so interessant ist.
- Interesse wecken: Erwähnen Sie zwei bis drei Ihrer besten, persönlichen Eigenschaften, die an der Stelle wichtig sind. Die eigentliche Überzeugungsarbeit leistet aber Ihr gut leserlicher und aussagekräftiger CV, ergänzt durch Zeugnisse und Referenzen.
- Übersichtliche Fakten: Ergänzen Sie Ihre spezifischen Erfahrungen im CV mit zusätzlichen Bullet Points. Das ist übersichtlich und erst noch im richtigen Dokument. Ihr Empfänger erwartet Fakten – keinen Roman! Im Gegensatz zu den Empfehlungen gewisser Ratgeberseiten rate ich Ihnen, auf lange Texte mit Einleitung, Hauptteil und Schluss zu verzichten.
Es gibt indes Vorgesetzte, die grossen Wert auf das Anschreiben legen, um zu überprüfen, ob der Bewerber die im Stelleninserat explizit aufgeführten Bedingungen erfüllt. Zudem möchte ein Vorgesetzter wissen, wie sich der Kandidat innerhalb der Stelle weiterentwickeln könnte.
So viel wie nötig, so wenig wie möglich
Um zu vermeiden, dass diese Informationen in das Anschreiben gepackt werden, empfehle ich zwei Vorgehensweisen:
- Massgeschneidert: Entwerfen Sie eine massgeschneiderte Version Ihres Lebenslaufes nur für diese eine Bewerbung. Dabei integrieren Sie nur die relevanten Informationen in Ihren Lebenslauf. Listen Sie auf, wann und in welcher Umgebung Sie die verlangten Erfahrungen gemacht haben, die Sie für den neuen Arbeitgeber qualifizieren.
- Überblick dank Skill Sheet: Erstellen Sie ein sogenanntes Skill Sheet als Beilage. Sie können dafür verschiedene Darstellungsformen wählen, etwa einen Tabellenvergleich (gesuchtes Profil, mein Profil), oder Sie führen Stichworte zu den gesuchten Punkten auf. Dabei können Sie auf Elemente Ihrer schriftlichen Arbeitszeugnisse zurückzugreifen (Aufgaben, Projekte und Erfolge). Diese erscheinen häufig weiter hinten in den Bewerbungsunterlagen. Mit einem Skill Sheet zeigen Sie Ihre Fähigkeiten besser und offensichtlicher. Legen Sie dieses Sheet noch vor dem Lebenslauf in Ihr Bewerbungsdossier oder beginnen Sie gleich die erste Seite des Lebenslaufes damit.
In English, please
Diese beiden Varianten haben mehr Schlagkraft als ein Anschreibe-Roman, weil sie mit IT-Recruiting-Systemen kompatibel sind, welche nur Stichworte scannen. Verfassen Sie Skill Sheet und Lebenslauf zwingend in englischer Sprache, auch wenn das Inserat in Deutsch erschienen ist. Viele Fachbegriffe und Fertigkeiten in Pharma und Life Sciences lassen sich nur schlecht ins Deutsche übersetzen oder verlieren dabei die notwendige Aussagekraft.